Fasten, Tag 1: Bin ich schon drin? Announcing Some Changes

Ein Happen Nichts

Published on Thursday, March 13, 2014 5:15:00 PM UTC in Personal & Philosophical

Mein erstes deutsches Posting seit langer Zeit widmet sich unmittelbar einem ausgesprochen wichtigen Thema: Heilfasten. What? Keine Angst, mein Blog wurde nicht von Esoterik-Dschihadisten übernommen. Der Zeitpunkt ist einfach günstig, darüber zu sprechen, und der Bogen zur Software-Entwicklung ist schnell geschlagen, versprochen... :)

Fasten muss keinerlei religiösen oder spirituellen Hintergrund haben. In seiner medizinischen Bedeutung ist Fasten lediglich der (freiwillige) Verzicht auf feste Nahrung und/oder Genussmittel für einen begrenzten Zeitraum. Die weit verbreitete Befürchtung, dass Fasten gleichzusetzen ist mit Leiden, oder dass man nach kürzester Zeit völlig entkräftet und ans Bett gefesselt dahinsiecht, ist ein Irrglaube. Im Gegenteil, der Körper mobilisiert ungeahnte Kräfte, und viele berichten übereinstimmend durchaus sogar über ein Hochgefühl, das sich nach Überwindung der Startphase einstellt.

01 - Mahlzeit

Eine typische Mahlzeit beim Heilfasten

Was es bringt

Abgesehen von allerlei sagenhaftem Voodoo wie etwa dem berüchtigten "Entschlacken des Körpers", für das es keine fundierten wissenschaftlichen Belege gibt, existieren durchaus handfeste und anerkannte medizinische Anwendungsfälle. Was beispielsweise kaum verbreitetes Wissen ist: der Körper beginnt beim Fasten mit der Produktion entzündungshemmender Stoffe, wodurch es als Behandlungsmethode für allerlei Skeletterkrankungen eingesetzt werden kann, beispielsweise bei Arthrose. Natürlich liegt es auch nahe, Erkrankungen des Verdauungssystems dadurch zu behandeln. Interessant ist, dass die positiven Effekte in verschiedenen Studien auch sehr lange Zeit nach dem Fasten noch anhielten, beispielsweise bei der Behandlung von Migräne. Wer sich tiefer mit solchen Details befassen möchte, findet natürlich auch im Netz eine Unmenge an Informationen.

Bessere Software durch Fasten? Oder wie?

Im vergangenen Jahr sind in meinem weiteren Freundes- und Bekanntenkreis mehr als ein halbes Dutzend Entwickler mit Magen- oder Darmproblemen mehrere Tage ausgefallen, teilweise sogar mehrere Wochen lang. Nicht ganz unschuldig ist dabei häufig der Bewegungsmangel, den man sich als Bürokrieger nur allzu gerne selbst verordnet.

Ein anderes, gerne unterschätztes Krankheitsbild sind entzündliche Beschwerden in Händen und Armen. Ich selbst leide immer wieder an Schmerzen in einem häufig beanspruchten Fingergelenk, ein Freund ist dieses Jahr komplett von klassischen Mäusen auf Digitizer-Tabletts als Eingabegerät (als Programmierer!) umgestiegen, um endlich jahrelange Sehnenprobleme zumindest vorübergehend zu lindern.

Was läge also näher, als es mal mit einer nachgewiesenermaßen guten Methode zur Behandlung von Gelenk- und Verdauungsproblemen zu versuchen?

Überzeugt! Was muss ich tun?

Zunächst einmal: medizinischen Rat einholen. Ich bin selbstverständlich absoluter Laie und plappere nur unkontrolliert und papageienhaft das nach, was ich anderswo gehört, gelesen oder gesehen habe. Kurz: mir ist nicht zu vertrauen! Deinem Arzt schon :).

Ernsthaft: Fasten bedeutet, den gesamten Stoffwechsel des Körpers umzukrempeln. Auch wenn man scheinbar kerngesund durchs Leben wackelt, hängen die Umstände, welche Art des Fastens, wie lange und ob überhaupt, gänzlich von der individuellen Situation ab, die man erst einmal vom Fachmann beurteilen lassen sollte. Diesen Ratschlag sollte man auch nicht auf die leichte Schulter nehmen. Beispiel: auch wenn etwa Gewichtsreduktion auf keinen Fall zu den Motivationsgründen für Fasten zählen sollte, so lässt sie sich natürlich nicht verhindern. Werden keine Nährstoffe zugeführt, muss der Körper von seinen Reserven zehren. Gut, wenn er dafür Fettreserven verwendet. Schlecht, wenn er überwiegend Muskeln abbaut. Bei "Muskeln" denken die meisten spontan an den Popeye-Unterarm, aber es gibt auch Muskeln, bei denen man "Abnehmen" lieber vermeiden möchte: Herzmuskel und Co. beispielsweise. Daher: erst den Experten fragen, dann loslegen.

Jetzt aber!

Steht dem Fasten nichts im Wege, kann man loslegen. Anstatt von jetzt auf gleich das Futtern komplett einzustellen, empfiehlt es sich zunächst, einen sogenannten "Entlastungstag" einzulegen. Das heißt: Kalorien reduzieren, "leichter" Essen, mental aufs Fasten einstellen, schonmal ein wenig Verzicht üben, indem man liebgewonnene Genussmittel wie etwa Kaffee o.ä. weglässt.

Am ersten Fastentag kommt dann der unangenehme Teil, über den die meisten verständlicherweise nicht gerne offen sprechen: Abführmittel. Es hat auch gute medizinische Gründe, aber ein zusätzlicher Motivationsgrund ist, dass das anfängliche Hungergefühl schneller vergeht, wenn Magen und Darm leer sind. Klassische Abführmittel sind Glauber- oder Bittersalz. Wer schon das Vergnügen hatte, weiß, dass das Zeug schmeckt, als hätte man einen Waschbären drei Tage lang in abgestandenem Wasser geschwenkt. Kaum zu glauben, dass man sowas rezeptfrei in der Apotheke bekommt. Aber es hilft ja nichts - Augen zu und durch!

Eine Lektion, die man dabei nur einmal lernen muss, ist, dass man es tunlichst vermeiden sollte, die Lösung abends zu trinken. Die angegebenen "typischerweise 30-90 Minuten bis zur Wirkung" können sich je nach Situation auch problemlos auf einige Stunden ausweiten, so dass man dann gezwungermaßen mitten in der Nacht den Usain Bolt Richtung Toilette mimen muss. Also lieber gleich morgens oder am Mittag einnehmen.

02 - Granulat

Granulat des schlechten Geschmacks

Ideal für den Start ist natürlich das Wochenende, besonders für Berufstätige. Da die ersten Tage mit Hungergefühl verbunden und damit am schlimmsten sind, kann man sich in dieser Zeit so am besten mit dem ablenken, was am meisten Spaß macht, und beißt nicht aus Versehen eigentlich liebgewonnenen Arbeitskollegen wegen schlechter Laune die Halsschlagader durch. Wer es besonders gut meint, nimmt noch einen Tag Urlaub, um das Wochenende zu verlängern, oder legt die gesamte Fastenzeit in den Urlaub, um auf Nummer sicher zu gehen. Tatsächlich ist aber die Leistungsfähigkeit nach der Einstiegshürde "Startphase" weiterhin gegeben, zumindest für einen gewissen, nicht zu langen Zeitraum - es muss also niemand fürchten, zu schwach oder unkonzentriert fürs Arbeiten zu sein.

Angst!?

Wer immer noch Bedenken hat, der kann einfach die kommenden Tage hier im Blog vorbeischauen. Ich habe heute meinen Entlastungstag und starte demnach morgen mit dem eigentlichen Fasten. Die Erfahrung und Erlebnisse dabei möchte ich gerne kurz und knapp jeden Abend festhalten, um Außenstehenden einen Eindruck zu vermitteln, wie man sich bei einem solchen Vorhaben fühlt. Insgesamt möchte ich 7 Tage durchhalten, was sich in der Literatur immer wieder als Empfehlung für Gesunde zum Einstieg findet. Genau, "Einstieg". Ich habe mich zwar in den vergangenen Jahren an ganz verschiedenen Arten des Fastens geübt, aber noch nie am klassischen Heilfasten (Suchbegriff Buchinger) - es ist also für mich in dieser Hinsicht auch Neuland. Ich bin gespannt. Du auch?

Tags: Fasten · Waschbärwasser