Der Fuzzi-Wochendudel
Published on Friday, September 5, 2008 7:06:00 PM UTC in Skit
Dieses Post stammt aus meinem Blog "Gebruddel Deluxe" (2008-2010).
Ich liebe die T-Com-Hotline. Die haben so eine schöne, entspannende Dudelmusik, da geht alles gleich viel leichter von der Hand. Als ich heute anrief, durfte ich so lange zuhören, bis ich Wurst, Käse, Gürkchen und eine Zwiebel kleingeschnitten und zu einem Wurstsalat verarbeitet hatte. Danach habe ich noch Brötchen aufgebacken, das Geschirr von gestern abgewaschen, abgetrocknet und den Tisch gedeckt. Als ich mit Essen anfangen wollte, waren genau 30 Minuten um, und wie auf Kommando kappte die Telekom mit einem "zur Zeit sind leider alle Plätze belegt" die Leitung.
Alleine die Musik war natürlich nicht Motivation genug, zum Hörer zu greifen. Nachdem mir im letzten Post versprochen wurde, dass mir demnächst eine Auftragsbestätigung zugeht, kontrollierte ich noch sorgfältiger als sonst den Briefkasten. Stündlich. Ich steckte sogar dem Hausmeister einen Zwanziger zu, damit er mir sofort jedes rosa "T" meldet, das sich meinem Briefkasten auch nur nähert. Leider aber blieb die sehnsüchtig erwartete Post aus. Das trieb mich schon am ersten September, den Montag dieser Woche, erneut in die Arme des Sprachcomputers.
Der Kundenberater Fuzzi am anderen Ende der Leitung ließ es sich nicht nehmen, nochmals meine Leitung durchzumessen und sicherzustellen, dass auch alles technisch möglich ist, bevor er sich auch nur bequemte, meinen Auftrag im System zu suchen. Dann bugsierte er mich in die Warteschleife, um mit der Entertain-Hotline Rücksprache zu halten. Zurück kam er fünf Minuten später - mit leeren Händen. Es gäbe keinen Auftrag von mir im System. Ich sei quasi nicht-existent. Das Atlantis der Telekommunikationswelt. Mehr noch: eine von mir in Auftrag gegebene Bestellung eines Entertain-Pakets sei im System der Telekom schwerer nachzuweisen als Dunkle Materie im Universum. Gut, ob das alles wirklich seine Worte waren, lasse ich mal dahingestellt. Tatsache aber war: Es gab keinerlei Anzeichen dafür, dass ich nach dem ersten hängengebliebenen Auftrag jemals einen zweiten angestoßen habe. Mein Freund Fuzzi nahm sich der Sache jedoch sofort an. Alle benötigten Daten waren flugs aufgenommen, und die Auftragsbestätigung würde nun wirklich "sehr fix kommen. Bis spätestens Donnerstag."
Da ich heute beim Abendessen den blechern-wohligen Klängen der T-Com-Hotline lauschte, dürfte schon klar sein, dass ich diese Auftragsbestätigung natürlich nie erhalten habe. Schon im dritten Anlauf bekam ich heute meinen Freund Fuzzi ans Ohr, auch wenn er sich nicht mehr an mich erinnern konnte und auch ganz anders klang als das letzte Mal. Es muss aber derselbe gewesen sein, da auch er als erstes meine Leitung maß und sicherstellte, dass ich überhaupt potent genug für Entertainment a la T-Com bin. Danach hielt er Rücksprache mit der Entertain-Hotline.
Interessanterweise hörte ich von meinem Freund nichts wieder. Stattdessen - das war neu - wurde ich mit einer Fuzzine Fuzzarella Kundenberaterin der Entertain-Hotline verbunden und durfte direkt mit dieser zweiten "Verteidigungslinie zur Kundenabwehr"® sprechen. Die zugegebenermaßen nette Dame ließ sich alles bis ins Detail erklären und schickte mich sogleich nochmals in die Warteschleife, um die Systeme nach meinem Auftrag zu durchforsten. Und ebenso wie deutsche Leichtathleten von Olympia kehrte auch sie wenig später mit völlig leeren Händen zurück. In keinem System sei auch nur ein Mausebarthaar von meinem Auftrag zu finden, nicht die kleinste Spur, nicht mal eine mit Edding an die Klowände geschmierte hämische Bemerkung über mein Leid.
Dienstag. Bis Dienstag habe ich sicherlich die Auftragsbestätigung des nun endgültig und wahrhaftig neu angelegten Auftrags. Außerdem stehen mir laut BGB auf Grund des Gesetzes zur Entschädigung ohrenkrebserkrankter T-Com-Anrufer 20 Euro Schmerzensgeld zu, die mir auf der nächsten Telefonrechnung gutgeschrieben werden. Sofern sich das System nicht dazu entschließt, das auch wieder zu stornieren.
Anrufe bei der T-Com-Hotline - das ist inzwischen ganz selbstverständlicher, um nicht zu sagen alltäglicher Bestandteil meines Lebens. Wir sprechen uns nächsten Mittwoch. Falls ich Entspannung brauche früher.
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