Lizenzen kaufen ist nicht schwer...

Dieses Post stammt aus meinem Blog "Gebruddel Deluxe" (2008-2010).

... sie zu verwalten aber sehr. So heißt es schon in einer uralten Bauernregel aus der Steiermark. Wer seine Microsoft-Lizenzen nicht zusammen mit seinem PC oder einzeln im Geizmarkt erwirbt, sondern daran interessiert ist, ganze Pakete für Firmen zu kaufen, vielleicht sogar solche, die die Entwicklung von eigenen Anwendungen betreffen (MSDN-Subscriptions), der sollte neben dem nötigen Kleingeld vor allem eines im Überfluss besitzen: Zeit.

Ich persönlich rechne damit, dass in allernächster Zukunft die ersten Unis Studiengänge zur Lizenzpolitik von Microsoft anbieten. Allerdings nur mit Master-Abschluss, weil das nötige Wissen im Rahmen von kürzeren Bachelor-Studiengängen einfach nicht vermittelt werden könnte. Ein Unwissender versucht am besten erst gar nicht, sich durch den Dschungel von verschiedenen Modellen und Punktsystemen zu kämpfen, sondern greift direkt auf einen professionellen Händler zurück, der entsprechende Beratungsleistung anbietet. Das erspart monatelanges, nervenaufreibendes Lesen von Dokumenten mit dem Umfang des Neuen Testaments, nach dem man letztlich erst nicht recht weiß, ob man nun die beste Variante kennt und wirklich für das Gewählte qualifiziert ist.

Hat man schließlich das Passende gefunden und gekauft, steht die größte Geduldsprobe noch vor einem. Jede MSDN-Subscription wird genau einem Mitarbeiter des Unternehmens zugewiesen. Prinzipiell funktioniert das über ein nettes System, bei dem man alle Lizenzen online verwalten kann. Da man hier per Mausklick mit Lizenzen hantiert, die mehrere tausend Euro kosten, verleiht es dem Anwender zudem das wohlige Gefühl, furchtbar wichtig zu sein. Alle Details sind direkt über eine Internetseite abrufbar und können mit sofortiger Wirkung eingesehen und geändert werden. Wobei "sofortige Wirkung" ein dehnbarer Begriff ist. Die zur eOpen-Lizenz gehörige Internetseite ist quasi die Mutter des Kontinentalplattensurfens. So benannt nach der Tatsache, dass sich die einzelnen Seiten langsamer aufbauen als sich Indien auf den asiatischen Kontinent zubewegt.

Dazu kommt, dass bei jedem dritten Bearbeiten von Lizenzen nach minutenlanger Wartezeit nur ein nichtssagender Fehler auftaucht, woraufhin sich die gesamte Seite komisch verhält. Offensichtlich dynamisch generierte Menüeinträge fehlen plötzlich, es stehen keine zu vergebenden Lizenzen mehr zur Verfügung und die Links zu den Nacktbildern von Barack Obama führen auch ins Leere. Dann darf man - so die offizielle Empfehlung - sämtliche Cookies und andere temporäre Daten löschen, den Browser neu starten, sich neu einloggen und die gesamte Kette von vorne bis hinten nochmal durchlaufen, in der Hoffnung, dass es im nächsten Anlauf klappt. Könnte man die Zeit in Rechnung stellen, die man alleine mit Warten auf diese Internetseite verbraten hat, wäre vermutlich die Hälfte der gekauften Lizenzen effektiv kostenlos :>.

Nun hatte ich (natürlich) den Fall, dass eine bestimmte Lizenz einfach nicht freizuschalten war, auch nachdem ich die beschriebene Prozedur mehrmals durchprobiert hatte. Dafür benötigte ich etwa einen halben Tag, während ich nebenbei ein Konzept zur Übernahme der Weltherrschaft anfertigte, mir vorstellte, wie mein Chef mit Vollbart aussieht und versuchte, nur durch die Kraft meiner Gedanken die Jalousien in meinem Büro zu bewegen. Dann fiel mir kein weiterer Blödsinn mehr ein und ich schrieb eine E-Mail an die auf der Seite angegebene Support-Adresse.

Der eOpen-Support antwortete mir, dass er nur Probleme mit der Website zuständig sei, ich aber ein Problem mit der Lizenz habe. Einen Tipp könnten sie mir aber geben: ich solle doch einfach mal die Cookies und temporären Dateien löschen und - der Rest verschwamm vor meinen Augen, weil sie sich mit Tränen des Zorns gefüllt hatten. Ich rief die Hotline des Händlers an, bei dem wir die Lizenz gekauft hatten. Der konnte mir natürlich auch nicht helfen, kannte aber die Nummer der Produktaktivierungshotline von Microsoft, die ganz sicher bescheid wüssten. Die Produktaktivierungshotline hatte keine Ahnung davon, was eOpen ist, dass es überhaupt existiert und dass es drauf und dran ist, die Sterberate durch Magengeschwüre signifikant zu erhöhen. Nachdem sich mein Gegenüber alles haarklein erklären hat lassen, verband er mich weiter zur Geschäftskundenhotline. Die Geschäftkundenhotline kannte eOpen von irgendwoher, wusste aber nichts davon, dass man MSDN-Subscriptions aktivieren muss. Dafür gäbe es eine eigene MSDN-Hotline. Die MSDN-Hotline wiederum erklärte mir, dass ich außerhalb der Geschäftszeiten anriefe. Montag bis Freitag von neun bis achtzehn Uhr.

Auch recht. Irgendwas muss ich ja morgen noch arbeiten.