160 Nervenzellen Fragwürdiger Service

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Published on Sunday, March 29, 2009 12:11:46 AM UTC in Skit

Dieses Post stammt aus meinem Blog "Gebruddel Deluxe" (2008-2010).

Seit längerem beobachte ich mit Schmunzeln einigem Stirnrunzeln, wie die moderne Technik (im Folgenden "Satan" genannt) in allen Bereichen unseres Lebens Einzug hält. Natürlich werden damit stets höchst ehrbare Ziele verfolgt: Erleichterungen für das tägliche Leben, Maximierung des Gewinns, Terrorismusbekämpfung, Gewinnmaximierung, mehr Blinky-Glitzer fürs Auge, Optimierung des Ertrags, Steigerung des Umsatzes, Maximierung des Gewinns. Und möglichst viel Kohle scheffeln.

Nun gibt es verschiedene Stellschrauben, wie man diese heeren Ziele erreichen kann. Neben den üblichen Verdächtigen wie billigere Lieferanten für seine Unterlegscheiben zu suchen oder seine ausgestopften Biber zum Bürsten nach Indien zu verschiffen interessiert mich persönlich vor allem der Aspekt, die für die Steuerung "Satans" nötige Software einfach in der Hälfte der Zeit erstellen zu lassen. Ist das nicht genial einfach? Wieso geben wir den Programmierwieseln eigentlich sechs Monate Zeit für das Erstellen der Anwendung, wenn sie es mit ein wenig Gepeitsche genauso gut in drei Monaten schaffen können? Hmm... "genauso gut"?

Heutzutage funktioniert nichts mehr ohne Software. Das sind Programme, die alle Ausprägungen "Satans" steuern und dafür sorgen, dass sie so abstürzen funktionieren, wie man sich das vorstellt. Kaffeemaschinen, Handys, Kühlschränke, Vibratoren, Müsliriegel - alles ist heute irgendwie von irgendwem programmiert worden. Weil das aus Kostengründen in immer kürzerer Zeit passieren muss, und weil es zudem durch noch mehr Funktionen ("hey, mein neuer Brausekopf kann MP3s abspielen") immer komplexer wird, sind Fehlermeldungen, Fehlfunktionen und Abstürze heute jedermann vertraut. Selbst meine 72-jährige Nachbarin weiß, was ein "Blue Screen of Death" ist, sie sieht ihn öfter beim Reboot ihres Herzschrittmachers... Erst vor kurzem traute ich meinen Augen kaum, als die Bandenwerbung im Stadion des HSV eine kurze Sendepause einlegte und kurz darauf - wie für den Geek unschwer zu erkennen - durch einen Reboot zu neuem Leben erweckt wurde:

banden-reboot.jpg

(Den Spielstand habe ich aus Gründen des persönlichen Schmerzes abgeschnitten)

Ich als sonniges Gemüt blende bei solchen Themen sehr erfolgreich die Gedanken darüber aus, was wohl passiert, wenn der Programmierer bei Lockheed die Steuerung der Atomraketen in drei statt sechs Monaten fertigstellen muss (piep - reboot) und konzentriere mich stattdessen seit kurzem auf eine ganz besonders nette Ausprägung von Softwarefehlern: nicht ausgefüllte Platzhalter. Ob es nun der Fehler des Programmierwiesels war, des Übersetzers oder Produktmanagers, oder ob einfach ein Eintrag in einer Datenbank gefehlt hat, ist mir dabei eigentlich egal. Tatsache ist, dass man - wohin man auch sieht - überall auf diese Kuriositäten trifft. Ein paar schöne Beispiele finden sich z.B. bei "The Daily WTF" hier oder auch hier.

Gestern Abend dann hatte ich beim Fußballspiel Deutschland gegen Liechtenstein mal wieder selbst das Vergnügen. Fast hätte ich es verpasst, weil ich bei dieser welken Trauervorstellung beinahe eingeschlafen wäre. Ein netter Programmierer beim ZDF hat mir aber doch noch den Abend gerettet:

spieler-raus.jpg

Immerhin hieß der Platzhalter nicht "blubberquietsch", "tüddeltüddüü" oder "Thunfischkorsett", wie ich ihn für gewöhnlich benennen würde...

In diesem Sinne: Herzlichen Dank, dass Sie wieder mal den Blog $Name$ gelesen haben!

Tags: Biberbürsten · Gebruddel Deluxe · Programmierwiesel