Unit test adventures - part 1 Silverlight 3 GDR 1 (3.0.40723.0)

Faszination Klo

Published on Saturday, January 2, 2010 5:18:14 PM UTC in Skit

Dieses Post stammt aus meinem Blog "Gebruddel Deluxe" (2008-2010).

Ist es nicht herrlich, ein neues Jahr so zu beginnen, wie man noch nie zuvor ein Jahr begonnen hat? Diese schöne Tradition fortsetzend habe ich mich diesmal in mein kleines Bad gequetscht und meinen Klodeckel fotografiert. Tatsächlich handelt es sich nicht um irgendeinen simplen Klodeckel, sondern um ein unfassbares Kleinod der Technik, um den Wirtschaftsmotor Deutschlands in 2010, und überhaupt um genau das, was sich Frauen wünschen. Aber der Reihe nach:

silentium.jpg

Das ist der Bemis Silentium in Action. Seit 1901 tüfeln die beiden gestandenen Amerikaner Dick und Peter Bemis daran, Toilettensitze für den Weltfrieden zu produzieren, und heute sind sie diesem Ziel näher denn je. Mein Bemis ist ein automatisch und geräuschlos schließender, leicht zu reinigender Komfortsitz, den ich nicht mehr missen möchte. Stundenlang könnte ich diesem Ding zusehen, wie es langsam zuklappt und mit einem kaum vernehmbaren "Puck" die Welt der Klosteine von der unsrigen trennt. Ein kleiner Schubs für den Deckel oder die Brille (oder beides gleichzeitig!), und 9,2 Sekunden später sehe ich nur noch offene Münder bei meinen Gästen, die ich neuerdings immer zuerst ins Badezimmer führe.

Natürlich habe ich die Genitalität Genialität dieses Utensils sofort durchschaut. Nicht heruntergeklappte Toilettendeckel sind ja neben in der Mitte zusammengedrückten Zahnpastatuben der häufigste Trennungsgrund von Paaren in den westlichen Industrienationen. Mit diesem Wunderwerk der Erfindungskunst aber verkehrte sich mein angebohrener und jahrezehntelang unterdrückter männlicher Instinkt, alle Fluchtwege offen zu halten den Klodeckel oben zu lassen, mit einem Mal ins Gegenteil. Nun kontrolliere ich sogar nach jedem Toilettengang von anderen, ob vielleicht der Deckel offen blieb ("wieder nicht - schade"). Manchmal ertappe ich mich sogar dabei, dass ich eine Flasche Cola extra trinke oder meinen Gästen Unmengen von Kaffee und Eistee aufdränge.

Bemis-globe.jpg

Ein Logo der Firma Bemis

Irgendwann kam ich auf die Idee, den Hersteller meines Kleinods im Internet zu besuchen. Die entsprechende Seite zu den geräuschlos schließenden Deckeln bestätigt genau das, was ich schon selbst erkannt hatte: Bemis Klodeckel sind genau "das, was sich Frauen wünschen". Kein Klappern, keine geklemmten Finger mehr - erleben Sie Gelassenheit zu Hause. Ich hoffe nur, dass die rechts oben abgebildete Frau in... äh... einer... Badewanne... liegt...

Jedenfalls werde ich ein Empfehlungsschreiben für diesen Toilettensitz nach Schweden schicken und ihn für den nächsten Friedensnobelpreis vorschlagen - insgeheim nenne ich ihn eh schon meinen "kleinen weißen Barrack".

Wenn es überhaupt etwas an ihm auszusetzen gibt, dann die Tatsache, dass sich meine Haftpflichtversicherung bereits sechs Wochen nach seinem Kauf von mir getrennt hat. Man glaubt gar nicht, wie schnell es zur Gewohnheit wird, einem Klodeckel einfach einen Klapps zu versetzen und sich anderen Dingen zuzuwenden. Dabei vergesse ich gerne, dass ich in meiner Vorreiterrolle in Sachen Weltfrieden momentan recht einsam dastehe. Besonders wenn ich gerade bei Freunden oder Verwandten zu Besuch bin. Um es auf den Punkt zu bringen: zerdepperte Kloschüsseln pflastern meinen Weg.

Sie glauben gar nicht, welch Entsetzen das menschliche Gehirn in Sekundenbruchteilen entwickeln kann. Wenn man einen fremden Toilettendeckel meteoritengleich auf die Schüssel zurasen sieht, aber genau weiß, dass man das Unglück nicht mehr abwenden kann. Innerhalb von Femtosekunden schießen Bilder der tragischen Erlebnisse früherer ähnlicher Situationen ins Gehirn - die Großmutter meiner Lebensgefährtin, die auf Knien in der Suppe auf dem Badboden umherwischt und flammende Wutblicke durch den Raum schickt, während ich mich wortlos verkrümele. Der vorwurfsvolle Unterton in der Stimme meiner eigenen Mutter, die fragt, wo sie denn am Heiligabend noch eine Kloschüssel herbekommen soll. Die indischen Flüche hinter mir in der Autobahntoilette, während ich in mein Auto hechte und davonbrause. Ich rede mir dann immer ein, dass ich damit auch Gutes tue. In 2010 wird nämlich ein Zuwachs von 60% beim Verkauf von Klodeckeln und -schüsseln in Deutschland letztlich auf meine einmalige Investition von 39,99€ zurückzuführen sein. Während ich mir vorstelle, wie ich von der Kanzlerin für die Rettung der deutschen Wirtschaft mit dem Verdienstorden geehrt werde, klappe ich den Deckel hoch.

Faszinierend.

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