Silverlight: Making a DateTimePicker Silverlight: Fixing the BookShelf Sample

Meine Bewerbung als Wirtschaftsweiser

Published on Thursday, January 6, 2011 8:02:59 AM UTC in Skit

Dieses Post stammt aus meinem Blog "Das Kranichfilet - Vom Kranich nur das Feinste" (2011).

Es ist entschieden. Meine neue Herausforderung im Jahr 2011 wird es sein, einer der fünf Wirtschaftsweisen zu werden. Ich habe keine Ahnung von Wirtschaft, war noch nie auf diesem Gebiet tätig, und alle meine Vorhersagen zu wirtschaftlichen Entwicklungen in den letzten Jahren waren falsch. Das sollte mehr als genug Qualifikation sein, um den Job zu machen. Mir ist klar, dass der Andrang groß sein dürfte. Was mich jedoch von anderen geeigneten Bewerbern wie Schimpansen oder Zufallsgeneratoren positiv abhebt, ist die langjährige Erfahrung als Satiriker meine Mitmenschen für dumm zu verkaufen. Spätestens wenn mich der Bundespräsident berufen hat, werden sich außerdem meine Investitionen in eine Glaskugel, ein Tarot-Kartenspiel (leider hat meine Katze den Turm gefressen) und einen VHS-Kurs "Bleigießen" auszahlen.

Ich habe auch schon einige Ideen ausgebrütet, um ein wenig Schwung in die Sache zu bringen und die Vorhersagen mit deutlich mehr Tamtam aufzupeppen. Ein bisschen Piff-Paff und Lasershow, und schon erinnert sich der Durchschnittsmensch nur noch an die geile Show; dann fällt gar nicht mehr auf, dass die Vorhersagen in Sachen Zuverlässigkeit nur noch von der Deutschen Bahn unterboten werden.

Wir erinnern uns. Klaus Zimmermann, Präsident des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung, sagte in einem Interview Mitte 2009 voraus, dass wir Ende 2010 ein "leichtes Wirtschaftswachstum von 0,5%" und "ca. 4,8 Millionen Arbeitslose" haben werden. Peter Bofinger, einer der umgangssprachlich Wirtschaftsweisen genannten Mitglieder des Sachverständigenrates, sagte zum selben Zeitpunkt ebenfalls "um die 5 Millionen Arbeitslose für Ende 2010" vorher.

Tja. Konnte ja keiner ahnen, dass sich weder die Wirtschaft, noch die undankbare Bande Arbeitsloser an die Spielregeln hält und stattdessen genau das Gegenteil von dem tut, was man als Experte vorhersagt. Da dachte sich doch manch ein Laie Ende 2010, mich eingeschlossen: "So hätte ich es auch gekonnt." Für einen Weisen ist das natürlich nicht nur peinlich, sondern auch äußerst imageschädigend. Man stelle sich vor, George Orwell hätte in seinem Roman "1984" eine Zukunft vorhergesagt, in der sich die Menschheit mit freier Liebe beschäftigt und genveränderte Hunde Blumen pupsen – das wäre damals etwa genauso weit von der Realität entfernt gewesen wie 5 Millionen Arbeitslose heute, und schwupp hätte kein Hahn mehr nach Orwell gekräht.

Ich fürchte nur, dass unsere Wirtschaftsforscher in den Genuss derselben Vorzüge kommen wie beispielsweise unsere Politiker, und insbesondere auf das große Vergessen der Bevölkerung zählen können. Dann wird's wohl doch nichts mit meinen Ambitionen, Herrn Bofinger abzulösen. Denn wer erinnert sich schon daran, was so ein bebrillter Wirtschaftsmaxe vor einem Jahr in einem Interview in den Öffentlich-Rechtlichen vom Stapel gelassen hat? Oder anders formuliert: welches Interview, ich hab DSDS geguckt.

Tags: Das Kranichfilet · Gen-Hunde · Orakeln Für Anfänger