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Das Ende der Welt

Published on Saturday, January 1, 2011 5:29:07 PM UTC in Skit

Dieses Post stammt aus meinem Blog "Das Kranichfilet - Vom Kranich nur das Feinste" (2011).

Das ist es also, 2011. Als ich den Rolladen hochziehe, rumpelt eine kleine Dachlawine in die Tiefe. Fühlt sich irgendwie gar nicht anders an als 2010, denke ich, und erinnere mich an die rauschende Silvesternacht. In einer spontanen Eingebung hatten wir beschlossen, das oberste Deck eines hiesigen Parkhauses zu erklimmen, um von dort aus einen Überblick über die gesamte Stadt zu haben. Diese grandiose Idee hatten allerdings auch noch ein paar Dutzend andere, mit denen wir dann gemeinsam den Sprung ins neue Jahr vollzogen.

Da gab es beispielsweise den hochgewachsenen Lockenkopf, der es Darwin zum Trotz bis in die späten Teenagerjahre geschafft hatte. Mit kindlicher Freude entzündete er Raketen und schleuderte sie in die Luft, um sie unkontrolliert in die Nacht (oder die unter uns liegende Straßenkreuzung) sausen zu lassen. Gegenüber stand verträumt ein Yuppie im Raglanmantel und genoss die Zigarre, die er sich pünktlich zum Glockenschlag angezündet hatte; mit der Linken fest umschlossen eine Lidl-Plastiktüte, aus der er einige Zeit später seine gesammelten Feuerwerksschätze hervorzauberte. Unvergesslich auch die Dame in Leopardenstrumpfhosen, die sichtlich angetrunken in Pumps die schneebedeckte Brüstung zum tiefer gelegenen Parkdeck erkletterte. Alles in allem also eine ganz normale Silvestergesellschaft und ein netter Abend.

Zu Hause angekommen griff ich zum Ausklang des Abends erstmal zur Fernbedienung und zappte mich durch den Rest des Nachtprogramms. Irgendwo zwischen Rückblicken auf den akustischen Abfall des letzten Jahres und „Ruf mich an“ blieb ich hängen und lauschte einer sonoren Stimme, die erklärte, dass fundamentalistische Radikal-Asteroiden nur darauf warten, hinterhältig aus dem Schatten des Universums hervorzutreten, um dem Blauen Planeten mal so richtig eins überzubraten. „Das Ende der Welt“ war der Titel dieser Sendung. So ist das eben mit Silvester. Gerade noch bestäubt Angela die Nation mit Hoffnung und Zuversicht, doch schon geht es wieder um den Weltuntergang.

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Wobei man sich bei genauerer Betrachtung fragt, ob beides nicht mehr miteinander zu tun hat, als man auf den ersten Blick erkennen mag. Wie war das noch gleich? Was haben wir doch gemeinsam Enormes geleistet, dieses Jahr. Wie niedrig doch die Arbeitslosigkeit ist; und die modernste Energieversorgung der Welt haben wir, schonend nicht nur für Klima und Umwelt, sondern auch für den Geldbeutel. Doch das sei erst der Anfang. Was die schwarz-gelben Engel nicht im nächsten Jahr alles – man höre und staune – noch besser machen werden, um Gesundheits-, Sozialsysteme und den Marienhof zu retten.

Bei so viel Blümchengewäsch muss doch was im Busch sein. Vermutlich ist der Weltuntergang doch näher als wir denken.

Tags: Angela · Das Kranichfilet · Silvester · Weltuntergang